Ein freundliches Wort

Dezember 2012

Angelika sah einmal einen Bettler an der Straße stehen. Er sah sehr finster aus und hielt seine schmutzige Hand auf, um etwas Geld zu bekommen, die Menschen eilten achtlos an ihm vorüber.

"Komm, lass uns schnell auf die andere Straßenseite gehen", rief Maria ihrer Freundin zu und lief schnell davon.

Angelika fürchtet sich auch, sie hatte aber gerade ein Lied in der Sonntagsschule gelernt: "Bring ihm die Botschat von Jesus, sag an das herrliche Wort." Schüchtern näherte sich das Mädchen dem verlassenen Mann, der so elend aussah.

"Sie sehen so traurig aus, kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Der Bettler, der stark nach Alkohol roch, hob sein Haupt empor und schaute Angelika ganz verwundert an.

"Kleines Mädchen, deine freundlichen Worte haben mir bereits gut getan. Ich höre sonst nie ein freunliches Wort, und ich habe auch keinen Freund, niemand, der mich in dieser Welr mag". "O doch", sagte Angelika, "kennen Sie nicht das Lied: Welch ein Freund ist unser Jesus? - Er wird auch Ihr bester Freund und wird Sie lieben, wenn Sie ihn darum bitten", dabei blickte sie dem Mann recht ermunternd ins Gesicht. "Haben Sie heute schon gebetet?", fragte sie weiter. "Nein, ich habe mein ganzes Leben lang nicht gebetet, sondern immer nur gesündigt", seufzte der Bettler.

"Dann bitten Sie doch, dass Jesus Ihr bester Freund wird. Er kann alles für Sie tun und wird Ihnen helfen. Ich möchte gerne auch Ihre Freundin werden", sagte Angelika.

"Liebes, kleines Mädchen", sagte der Mann, "Gott segne dich für deine freundlichen Worte. Sie haben mir geholfen." Er reichte dem Mädchen zitternd seine Hand. Angelika fürchtete sich jetzt nicht mehr, sondern legte vertrauensvoll ihre kleine Hand in die Hand des Bettlers. Als er sich niederbeugte, um ihre Hand zu küssen, fielen zwei heiße Tränen auf ihren Handrücken.

Einige Jahre danach predigte ein alter, grauhaariger Mann in einer Sonntagsschule und ermahnte die Kinder, doch immer freundlich gegen die Armen und Elenden, auch gegen die Betrogenen zu sein, "denn", so sagte er, "als ich ohne Freunde war, arm, elend und voller Sünde, da sandte Gott ein kleines Mädchen, die mir freundliche Worte von Jesus sagte. Durch diese Worte wurde ich schließlich gerettet."

Nachdem der Gottesdienst beendet war, trat eine junge Dame auf ihn zu, reichte ihm die Hand und fragte ihn: "Mein Herr, kennen Sie mich?" Er schaute sie lange prüfend an, dann nahm er ihre beiden Hände in die seinen und erwiderte langsam und feierlich: "Ja, liebes Kind, ich kenne dich; deine freundlichen Worte waren es, die mich zu Jesus geführt haben!"

Da weinten beide vor Freude und beteten füreinander.

 

Hast du heute schon einem Menschen ein freundliches Wort gesagt?